Betrogene Liebe – Heiratsschwindel und Brautbetrug

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Quelle: http://www.feierabend.de/Leben/Partnerschaft/Heiratsschwindel-und-Brautbetrug-33684.htm

Ihr Mann war drei Jahre tot, als Annegret sich wieder auf Partnersuche begab. Der Umgang mit dem Computer war der früheren Sekretärin vertraut, da war es naheliegend, sich in Partnerbörsen und Portalen umzuschauen. Trotz ihrer 66 Jahre war sie eine sehr attraktive Frau und bald flirtete sie online mit mehren Männern. Mit einigen traf sie sich auch, aber der „Richtige“ war nie dabei – bis Kurt auftauchte. 64 Jahre alt, Rentner, geschieden, attraktiv, gebildet, aufmerksam, unterhaltsam und Eigenheimbesitzer. Annegret war sich sicher: Mit dem wollte sie den Rest ihres Lebens verbringen. Auch er sprach von der großen Liebe zu ihr und welch ein Wunder es war, dass er sie gefunden hatte.

Sie unternahmen viel zusammen, gingen ins Theater, zu Konzerten, fuhren Rad und verbrachten eine wunderschöne gemeinsame Urlaubswoche an der Nordsee. Dann begann Kurt sich zu verändern, war sehr still, wenn sie sich trafen, lachte nicht mehr so viel und sagte häufiger auch Treffen ab. Annegret hakte nach, wollte wissen, ob er Sorgen habe. Zunächst wollte Kurt nicht darüber sprechen, doch als sie ihn immer mehr bedrängte, gestand er ihr alles: Seine Tochter, die in den USA lebe, müsse dringend operiert werden, wäre aber durch eine Unachtsamkeit nicht krankenversichert. Die Banken würden ihm keinen Kredit gewähren, das mit der Hypothek auf sein Haus würde zu lange dauern, und er müsste sich nun an einen Kredit-Hai wenden, bis er eine Hypothek auf sein Haus ausbezahlt bekäme. Das alles würde ihn sehr belasten.

Annegret war in finanziellen Dingen unerfahren; für sie klang seine Geschichte plausibel. Sie lieh ihm 10.000, später noch einmal weitere 5.000 Euro. Damit waren ihre Ersparnisse zur Hälfte aufgebraucht. Erst als Kurt erneut um Geld bat, wurde sie misstrauisch und begann ein wenig zu recherchieren. Bald stellte sich heraus: Sie war nicht Kurts einzige „große Liebe“, er hatte noch weitere Beziehungen zu Frauen, die er übers Internet kennengelernt hatte, und alle hatten ihm Geld gegeben. Als Annegret ihn zur Rede stellen wollte, war er verschwunden, das Haus, in dem er gelebt und das er als sein Besitz ausgegeben hatte, war nur gemietet gewesen. Annegret war fassungslos, enttäuscht und nicht nur um 15.000 Euro betrogen, sondern ebenso auch um ihren Traum von einem glücklichen Lebensabend gebracht.

Partnersuche 50plus

Vor wenigen Jahren war es für ältere Menschen noch sehr schwierig gewesen, einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden. Im Freundes- und Bekanntenkreis gab es oft nur Paare, auch Freizeitaktivitäten boten wenig Raum, jemanden kennenzulernen, und wer noch berufstätig war, arbeitete überwiegend mit jüngeren Kollegen zusammen. Zwar konnte man per Anzeige auf Partnersuche gehen, doch war das oft kompliziert und umständlich. Das Internet nun bietet viele Möglichkeiten, auch im höheren Lebensalter einfach und unkompliziert Kontakte aufzunehmen, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und eine Vorauswahl zu treffen, bevor man sich mit jemandem trifft. Doch warten in den Tiefen des Internets nicht nur Glück und Liebe, oft tummeln sich hier auch Betrüger, die mit der Einsamkeit der Menschen und leeren Versprechungen ihr Geld machen.

Der ganz normale Heiratsschwindel

Das können „Heiratsschwindler“ im klassischen Sinne sein, Personen also, die sich auf eine Beziehung einlassen, Wochen, Monate oder gar Jahre mit einem Menschen verbringen, Liebe versprechen und ihm nach und nach Geld abnehmen, bis nichts mehr da ist oder bis sich ein lukrativeres Opfer zeigt. Oft haben diese „Heiratsschwindler“ mehrere Beziehungen nebeneinander, ohne dass die Opfer voneinander wissen. Mitunter sind die Grenzen zu einer „normalen“ Beziehung fließend, denn auch hier kann es vorkommen, dass einer überwiegend auf Kosten des anderen lebt oder sich mal Geld ausleiht, das er nicht zurückzahlt. Der Unterschied liegt darin, dass Heiratsschwindler Gefühle vortäuschen, nicht wirklich eine gemeinsame Zukunft planen und die Beziehung beenden, sobald sie das Geld erhalten haben.

Organisierte Abzocke

Doch gibt es im Internet nicht nur den „ganz normalen Heiratsschwindel“, sondern ebenso auch organisierte Banden, bei denen die „Abzocke“ systematisch abgewickelt wird. Man spricht hier von „Bride-Scam“ (Brautbetrug). Die Betrüger nehmen häufig über Spam-E-Mails Kontakt zu vielen Personen gleichzeitig auf und hoffen, dass einige davon antworten, zu denen der Kontakt dann erhalten bleibt. Mit windigen und rührenden Geschichten erschwindeln sie sich Geld von gutgläubigen und mitleidigen Menschen.

Manchmal ist der „Brautbetrug“ mit der „Muli-Methode“ kombiniert. Das heißt, der Kontakt wird genutzt, um Geld zu waschen, das aus betrügerischen Aktionen (z.B. „Phishing“) stammt. Das verliebte Opfer ist der „Muli“, also der Lastesel, der Geld, das auf sein Konto überwiesen wurde oder das er per (gefälschtem) Reisescheck erhielt, auf ein anderes Konto transferiert oder ins Ausland versendet. Der dumme „Muli“ ist dann derjenige, der eine Strafanzeige wegen Beihilfe zur Geldwäsche und zum Computerbetrug erhält und das Geld zurückzahlen muss.

Quelle: http://www.feierabend.de/Leben/Partnerschaft/Heiratsschwindel-und-Brautbetrug-33684.htm

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